
Stillstreik – Wenn dein Baby deine Brust anschreit
Plötzlich ist alles anders: Dein Baby schreit die Brust an, obwohl das Stillen bei euch bisher gut funktioniert hat. Diese Phase, auch Brustschimpfphase genannt, verunsichert viele Mütter. Aber keine Sorge, so ein Stillstreik geht meist schnell vorüber und bedeutet auf keinen Fal das Ende eurer wichtigen Stillbeziehung, auch wenn dein Baby vielleicht sogar die Flasche verweigert und schreit.
Inhalt:

Warum verweigert mein Baby die Brust?
Wenn dein Baby die Brust verweigert, trotz Hunger, kann das viele Gründe haben. Oft ist es eine Reaktion auf eine Veränderung oder Unbehagen. Das Baby schreit beim Stillen vielleicht, weil es frustriert oder überfordert ist. In vielen Fällen trinkt dein Baby kurz an der Brust und schreit dann los, oder es saugt gar nicht erst an der Brust an. Dieses Verhalten ist ein klares Signal, dass etwas nicht stimmt.
Mögliche Gründe für die Brustverweigerung können sein:
Starker Milchspendereflex: Die Milch schießt zu schnell und stark aus der Brust. Dein Baby verschluckt sich, inhaliert zu viel Luft und protestiert, indem es die Brust loslässt und schreit.
Schmerzen beim Baby: Ein wunder Po, eine Ohrenentzündung, ein blockierter Wirbel oder auch ein Pilz im Mund (Soor) können das Stillen schmerzhaft machen. Auch eine Impfreaktion oder ein einfacher Schnupfen, der die Nasenatmung behindert, kann ein Grund sein.
Veränderungen im Umfeld: Ein neuer Geruch (anderes Duschgel, Parfüm), Stress oder Hektik in der Familie oder eine veränderte Routine können dein Baby verunsichern und dazu führen, dass es die Brust ablehnt.
Verspannungen bei der Mutter: Wenn du gestresst oder angespannt bist, spürt dein Baby das. Dies kann den Milchspendereflex hemmen und dein Baby zusätzlich frustrieren.
Unbequeme Stillposition: Wenn du dein Baby anlegst, achte darauf, dass es deine Brustwarzen problemlos erreichen und daran saugen kannst. Ändere die Stillposition, wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby die Brust ablehnt, weil es sie nicht gut erreichen kann.
Negative Assoziation: Hat sich dein Baby beim Stillen einmal stark erschrocken (z. B. durch ein lautes Geräusch) oder hattest du eine schmerzhafte Reaktion beim Anlegen, kann es diese negative Erfahrung mit der Brust verbinden.
Hinweis: Solltest du den Eindruck haben, dass dein Baby Schmerzen hat oder das Verhalten über mehrere Tage anhält, konsultiere bitte deine Hebamme oder deinen Kinderarzt/deine Kinderärztin, um medizinische Ursachen auszuschließen.
Reflux beim Baby als Ursache für den Stillstreik
Wenn dein Baby beim Stillen unruhig und zappelig ist, sich überstreckt und häufig weint, könnte ein Reflux die Ursache sein. Beim Reflux fließt Mageninhalt zurück in die Speiseröhre, was zu schmerzhaftem Sodbrennen führt. Dein Baby schreit die Brust an, weil das Saugen und die liegende Position die Beschwerden verstärken können. Dass dein Baby viel spuckt, ist ein weiteres klassisches Anzeichen für Reflux. Eine aufrechtere Stillposition und häufigere Pausen zum Aufstoßen können hier Linderung verschaffen.
Hinweis: Wenn der Reflux bei deinem Baby nicht besser wird und es weiterhin die Brust anschreit, solltest du deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt aufsuchen und die Beschwerden einmal genau abklären lassen.
Brustschimpfphase, weil dein Baby zahnt
Das Zahnen ist eine häufige Ursache für eine Brustverweigerung. Das Zahnfleisch ist geschwollen und empfindlich, und der Druck beim Saugen kann sehr schmerzhaft sein. Dein Baby weint an der Brust, obwohl es Hunger hat. Du beobachtest vielleicht auch, dass es immer nur sehr kurz trinkt.
Die ersten Zähne sind oft eine besondere Herausforderung. Die Frage, wie lange der Stillstreik beim Zahnen dauert, lässt sich daher nicht pauschal beantworten. Meist ist die schwierigste Phase nach wenigen Tagen überstanden, sobald die Zahnspitzen durchgebrochen sind. Gekühlte Beißringe vor dem Stillen können helfen, das Zahnfleisch zu beruhigen.
Ist Brustverweigerung durch Saugverwirrung möglich?
Ja, eine Saugverwirrung ist eine mögliche Ursache für eine Brustverweigerung. Die Saugtechnik an der Brust unterscheidet sich grundlegend von der an einem Flaschensauger oder Schnuller. An der Brust muss dein Baby den Mund weit öffnen und aktiv arbeiten, um den Milchfluss anzuregen. An der Flasche fließt die Milch oft von allein. Diese Verwirrung kann dazu führen, dass dein Baby die Brust anschreit, weil es feststellt, dass die „einfachere“ Methode hier nicht funktioniert. Typische Anzeichen für Saugverwirrung sind ineffektives Saugen, Frustration an der Brust oder das vollständige Ablehnen der Brust.

Wann tritt der Stillstreik auf?
Ein Stillstreik kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, es gibt jedoch Phasen, in denen er wahrscheinlicher ist. Wenn ein Neugeborenes nicht trinken will, liegt es oft an der Anpassung nach der Geburt. In späteren Phasen sind meist Entwicklungsschübe oder äußere Reize der Auslöser. Ein Baby meckert beim Stillen oft, weil seine Wahrnehmung sich verändert.
[Tabelle] Typische Entwicklungsphasen, in denen ein Stillstreik vorkommen kann
Entwicklungsphase | Typisches Verhalten und mögliche Ursachen |
Neugeborene (wenige Wochen alt) | Ein Neugeborenes will nicht trinken, weil es noch sehr schläfrig ist, Anpassungsschwierigkeiten nach der Geburt hat oder das Anlegen noch geübt werden muss. |
Säuglinge (ca. 6 Wochen alt) | Während des ersten großen Wachstumsschubs schreien viele Babys die Brust an. Sie sind jetzt ungeduldiger und die Welt um es herum wird spannender und ablenkender. |
Babys (ca. 3–4 Monate alt) | Dies ist die klassische Zeit für die sogenannte Brustschimpfphase. Die Sinne schärfen sich, das Baby ist neugierig und lässt sich extrem leicht ablenken. Jedes Geräusch ist interessanter als das Trinken. |
Ältere Babys (ab 6 Monaten) | Hier sind oft das Zahnen, die Einführung der Beikost oder eine erhöhte Mobilität (Krabbeln) die Auslöser für die Unruhe an der Brust. |
Wie lange dauert der Stillstreik?
Diese Frage beschäftigt viele Mütter. Die Dauer eines Stillstreiks ist jedoch sehr individuell und hängt stark von der Ursache ab. In den meisten Fällen ist die Phase nach 2–4 Tagen wieder vorbei. Selten kann sie auch 1–2 Wochen andauern. Wichtig ist, geduldig zu bleiben und die Ursache zu finden.
Sobald der Auslöser (z. B. Schmerzen durchs Zahnen, Stress) beseitigt ist, wird dein Baby in der Regel auch wieder bereitwillig an der Brust trinken. Auch wenn dein Baby die Brust anschreit, versuche ruhig zu bleiben und ihm die Brust immer wieder anzubieten.
Was tun bei einem Stillstreik?
Wenn dein Baby im Stillstreik ist, sind Geduld und Ruhe deine wichtigsten Begleiter. Die gute Nachricht: Es gibt viele Dinge, die du tun kannst, um diese Phase zu überwinden. Manchmal verweigert ein Baby plötzlich die Flasche genauso wie die Brust (mehr dazu im nächsten Abschnitt), was die Situation noch stressiger macht.
Mit diesen bewährten Tipps kannst du für Entspannung sorgen:
Hautkontakt suchen: Verbringe viel Zeit mit deinem Baby im direkten Hautkontakt. Das fördert die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin und kann den Stillreflex auslösen, ohne Druck auszuüben.
Ruhige Umgebung schaffen: Stille in einem abgedunkelten, leisen Raum, um Ablenkungen zu minimieren. Das hilft deinem Baby, sich auf das Trinken zu konzentrieren.
Im Halbschlaf oder in Bewegung stillen: Viele Babys akzeptieren die Brust eher, wenn sie schläfrig sind. Probiere es direkt nach dem Aufwachen oder kurz vor dem Einschlafen. Auch sanftes Wiegen oder Gehen beim Anlegen kann helfen.
Stillpositionen variieren: Manchmal ist eine andere Haltung bequemer. Probiere das Stillen im Liegen, in der Wiegehaltung oder in der zurückgelehnten Position (Laid-back-Nursing).
Milchfluss vorab anregen: Wenn dein Baby ungeduldig ist, massiere deine Brust vor dem Anlegen sanft oder pumpe kurz an, damit die Milch sofort fließt, wenn dein Baby andockt.
Keinen Zwang ausüben: Dränge dein Baby nicht an die Brust. Biete sie sanft an. Wenn es weint oder den Kopf wegdreht, mache eine Pause und versuche es später erneut.
Ein Stillstreik bedeutet nur selten, dass dein Baby abstillen möchte. In den meisten Fällen ist es eine vorübergehende Kommunikationsstörung. Die Frage, ab wann ein Stillstreik gefährlich wird, ist jedoch berechtigt. Achte auf die Windeln deines Babys: Solange es 5–6 nasse Windeln pro 24 Stunden hat, ist es in der Regel ausreichend mit Flüssigkeit versorgt. Wenn die Windeln trocken bleiben, dein Baby apathisch wirkt oder andere Anzeichen von Dehydration (Austrocknung) zeigt, musst du sofort einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin aufsuchen. Auch wenn dein Baby die Brust anschreit und du dir unsicher bist, woran es liegt, kann ein professioneller Rat von deiner Hebamme oder einer Stillberaterin eine gute Entlastung sein.
Mein Baby schreit an der Brust – aber nur abends
Das abendliche Schreien an der Brust ist ein sehr häufiges Phänomen, das oft als Brustschreiphase am Abend beschrieben wird. Tagsüber ist dein Baby vielleicht ein zufriedener Trinker, doch abends quengelt es beim Stillen, dockt an und ab und scheint untröstlich.
Dahinter steckt oft eine Kombination aus mehreren Faktoren: Dein Baby verarbeitet die vielen Reize des Tages, ist müde und überreizt. Gleichzeitig kann deine Milchproduktion am Abend leicht reduziert sein, und der Milchspendereflex setzt langsamer ein. Diese Kombination aus dem großen Saugbedürfnis zur Beruhigung einerseits und der Ungeduld andererseits kann dazu führen, dass das Baby vor allem abends an der Brust schreit.

Stillstreik auch bei Flaschenfütterung möglich
Auch wenn der Begriff „Stillstreik“ es suggeriert, kann ein ähnliches Verhalten auch bei Babys auftreten, die mit der Flasche gefüttert werden. Ein Baby verweigert die Flasche aus ähnlichen Gründen wie die Brust: Schmerzen im Mund (Zahnen, Soor), eine verstopfte Nase, Unbehagen durch Reflux oder eine Abneigung gegen den Geschmack der Milch oder das Material des Saugers. Wenn dein Baby die Flasche nicht mehr nimmt, obwohl es hungrig ist, solltest du ebenfalls die Ursachen prüfen. Manchmal hilft schon ein anderer Sauger mit einer anderen Flussgeschwindigkeit oder eine andere Fütterungsposition.
Fazit: Brustschimpfphase ist Teil der Stillbeziehung

Wenn dein Baby die Brust anschreit, ist das für dich als Mutter emotional sehr belastend. Es fühlt sich wie eine persönliche Ablehnung an. Versuche jedoch, diese Phase als das zu sehen, was sie meistens ist: eine vorübergehende Herausforderung und eine Form der Kommunikation deines Babys. Ein Stillstreik oder eine Brustschimpfphase bedeutet nicht, dass das Stillen nicht mehr klappt oder dass dein Baby dich nicht mehr liebt. Oft verweigert ein Baby die Flasche trotz Hunger genauso wie die Brust. Mit Geduld, Ruhe und den richtigen Strategien lässt sich diese Phase fast immer überwinden und eure Stillbeziehung kann danach sogar noch stärker sein.
Fragen und Antworten zum Stillstreik
Wie äußert sich ein Stillstreik?
Ein Stillstreik äußert sich dadurch, dass dein Baby die Brust plötzlich verweigert, obwohl es vorher gut getrunken hat. Es dreht den Kopf weg, schreit beim Anlegen oder trinkt nur sehr kurz und unruhig. Dies kann bei einzelnen oder allen Stillmahlzeiten auftreten.
Brustschimpfphase – wann geht sie los?
Die klassische Brustschimpfphase tritt häufig im Alter von etwa drei bis vier Monaten auf. In dieser Zeit entwickelt sich die Wahrnehmung deines Babys rasant, es wird neugieriger und ist leichter von äußeren Reizen abgelenkt, was zu Frustration an der Brust führen kann.
Wie lange dauert die Brustschimpfphase?
Eine Brustschimpfphase dauert in der Regel nur wenige Tage bis maximal zwei Wochen. Die genaue Dauer hängt davon ab, wie schnell die Ursache gefunden und behoben wird und wie gut es dir gelingt, deinem Baby eine ruhige und sichere Stillumgebung zu schaffen.
Wie lange dauert der Stillstreik wegen Zahnen?
Ein Stillstreik, der durch das Zahnen verursacht wird, ist meist kurz. Er dauert oft nur die 2–3 Tage, in denen der Schmerz am intensivsten ist, also kurz bevor und während die Zahnspitze durch das Zahnfleisch bricht. Lindernde Maßnahmen, z.B. ein gekühlter Beißring, können die Dauer verkürzen.
Wie äußert sich eine Saugverwirrung?
Eine Saugverwirrung äußert sich durch Frustration und Unruhe an der Brust. Dein Baby öffnet den Mund vielleicht nicht weit genug, „kaut“ auf der Brustwarze oder lässt immer wieder los und schreit, weil es eine andere Saugtechnik als die an der Brust erwartet.
Kann ein Wachstumsschub zu einem Stillstreik führen?
Ja, ein Wachstumsschub kann definitiv zu einem Stillstreik führen. Dein Baby ist während eines Schubs oft ungeduldiger und hungriger. Wenn die Milch nicht sofort und schnell genug fließt, kann dies zu Frustration und einer vorübergehenden Verweigerung der Brust führen.
Welche ist die schwierigste Woche beim Stillen?
Viele Mütter empfinden die ersten Tage nach der Geburt als sehr herausfordernd, bis sich der Milcheinschuss reguliert hat. Eine weitere schwierige Phase ist oft um die 3-Monats-Marke herum, wenn die Brustschimpfphase auftritt und das Baby sehr leicht ablenkbar wird.
Quellen:
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