Einsame Eltern: Wie man sich mit Baby im Arm allein fühlen kann?
Kaum eine Minute für sich und trotzdem so einsam wie noch nie – in genau diesem Zwiespalt befinden sich einsame Eltern. Die erste Zeit der Mutterschaft geht durch das viele Zuhausesein zwangsläufig mit einer gewissen Einsamkeit einher – ganz egal, wie vernarrt wir in unser Baby sind.
Leidest auch du unter Einsamkeit als Mutter oder Vater?
Während du früher das Weltgeschehen aufmerksam verfolgt hast und immer die neuesten Trends kanntest, bekommst du, seit das Baby auf der Welt ist, nichts mehr mit von dem, was um dich herum passiert. Vielleicht liegt das letzte Erwachsenengespräch schon mehrere Tage zurück. (Wann solltest du auch die Zeit dazu finden, wo dein einziger Fokus darauf liegt, dich um den Nachwuchs zu kümmern?) Dein Leben hat sich im Vergleich zu deiner kinderlosen Zeit so stark verändert, dass du dich erst einmal neu finden musst.
Elternsein und Einsamkeit auch mit Partner?
Viele haben idealisierte Vorstellungen vom Kinderkriegen und Kinderhaben – was kann es schließlich Romantischeres geben, als mit seinem geliebten Partner eine Familie zu gründen? Durch die zeitintensive Betreuung des Babys und den finanziellen Druck, der oft auf Familien lastet, bleibt Eltern aber nur wenig Zeit als Paar. Viele Paare entscheiden sich zudem für eine strikte Aufgabenteilung – einer bringt das Geld nach Hause, während sich der andere um das Baby kümmert. Obwohl jeder Elternteil auf das gleiche Ziel hinarbeitet, kann sich das Elternsein für beide Seiten einsam anfühlen.
Der arbeitende Partner fühlt sich vom Familienalltag ausgeschlossen und befürchtet, Meilensteine in der Entwicklung des Babys zu verpassen. Derjenige, der mit dem Baby zuhause bleibt, hadert hingegen oft mit den weitreichenden Veränderungen in seinem Leben und der Tatsache, dass er nicht mehr arbeiten gehen kann. Dies kann neben dem Problem der elterlichen Isolation zu einer Entfremdung beider Partner führen.
Elternsein und Einsamkeit mit Familienarbeitsteilung überwinden
Obwohl Väter heute deutlich mehr elterliche Verantwortung übernehmen als früher, bleibt in den meisten Ländern nach wie vor die Frau in den ersten Wochen nach der Geburt des Babys zuhause und fühlt sich in dieser Zeit oft allein. In China ist sogar eine 1-monatige Quarantäne für frisch Entbundene und ihre Babys Tradition – in dieser Zeit verlassen sie nicht das Haus, empfangen keinen Besuch und sollen nicht einmal duschen. Sinn und Zweck der nachgeburtlichen Isolation soll sein, Mütter nach der Geburt zu schützen, da ihr Immunsystem möglicherweise geschwächt ist. Experten befürchten jedoch negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit junger Mütter und eine zusätzliche Verstärkung des Einsamkeitsproblems. Tatsächlich geben 37 % der chinesischen Mütter an, dass sie sich in dieser Zeit in unserer hypervernetzten Welt sehr einsam fühlen.
In Nigeria – einem Land, in dem der Bärenanteil der Kinderbetreuung weiterhin von Frauen übernommen wird – gibt fast die Hälfte der Mütter (47 %) an, dass sie sich mit ihrem Baby im Arm allein fühlten. Ein gutes Gegenbeispiel ist Spanien, wo nur 20 % der Eltern Einsamkeit als Problem benannten. In dem südeuropäischen Land ist die Betreuung zwischen den Geschlechtern hingegen gleich aufgeteilt und es gibt beim Vater- bzw. Mutterschaftsurlaub keine Unterschiede hinsichtlich der Dauer.
Welche Auswirkungen hat Einsamkeit auf die Mutterschaft?
In unserer Gesellschaft herrscht die Erwartungshaltung vor, dass Elternwerden die schönste und erfüllendste Lebenserfahrung ist. Aus Scham äußern junge Mütter und Väter daher oft nicht, dass sie sich einsam fühlen. Vielleicht haben sie auch ein schlechtes Gewissen, mit ihren eigenen Emotionen beschäftigt zu sein, statt den Fokus auf ihr Kind zu legen. Deshalb holen sie sich oft keine Hilfe, was das Problem weiter verschlimmern kann.
Die Datenanalyse des Parenting Index zeigt, dass Einsamkeit ein Risikofaktor für die Entwicklung des Babyblues und die noch schwerwiegendere Wochenbettdepression ist. Beide führen zu einem weiteren Rückzug, durch den sich Betroffene noch einsamer fühlen – ein echter Teufelskreis also.
Den Teufelskreis der elterlichen Einsamkeit durchbrechen
Wenn wir auf uns allein gestellt sind, können Selbstzweifel an uns nagen, die das Gefühl der Einsamkeit weiter verstärken. Lerne mit unseren Tipps, negative Gedanken umzukehren, um den Teufelskreis zu durchbrechen.
Du hast das Gefühl, dass der Bärenanteil der Familienarbeit auf dir lastet? Einsame Eltern können sich derart allein, überfordert und erschöpft fühlen, dass es im Burnout enden kann. Wenn du glaubst, dass du gefährdet bist, solltest du unseren Leitfaden zur Erkennung und Vorbeugung des Eltern-Burnouts lesen.
Natürlich gibt es nichts Besseres, als sich im echten Leben mit anderen Eltern zu treffen, um der Einsamkeit gemeinsam ein Ende zu bereiten. Hier findest du unsere Freizeittipps für einsame Mütter, um wieder mehr unter Leute zu kommen. Denn ebenso erschöpfte, aber verständnisvolle Gesichter zu sehen, gibt dir das wohltuende Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
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Quellen
https://www.bbc.co.uk/news/health-41930497 (Zugriff: Juni 2022)
The Parenting Index, Erste Ausgabe 2021, theparentingindex.com
Letzte Überarbeitung: Juni 2022