Warum meinen alle Ratschläge erteilen zu müssen?
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Schwangerschaft prasseln zahlreiche Ratschläge auf dich ein. Klar, Kinder sind unsere Zukunft! Deshalb will alle Welt werdenden Eltern helfen, ihren Job möglichst gut zu machen. Aber auch wenn wir nicht danach gefragt haben – die Absicht dahinter ist oft eine gute.
Welche Ratschläge sind die Häufigsten?
Meist handelt es sich um „hilfreiche“ Ratschläge wie „Schlaf einfach, wenn dein Baby schläft!“. Manchmal sind es besorgte Fragen wie „Meinst du wirklich, du solltest in der Schwangerschaft joggen?“. Oft bekommen Eltern auch die Erfahrungen anderer Eltern wie „Olivia hat Laktoseintoleranz. Vielleicht hat Noah ja dasselbe?“, spitzfindige Kommentare wie „Sie geht immer noch nicht aufs Töpfchen ...?“ oder Vergleiche der älteren Generation wie „Baby-led weaning gab es damals noch nicht. Du hast einfach das gegessen, was es gab, und aus dir ist ja auch etwas geworden.“ zu hören. Und natürlich der Klassiker, über den Babyeltern nur müde lächeln können: „Genießt jeden Augenblick!“
Obwohl dir alle nur helfen wollen, bist du irritiert, verunsichert und fühlst dich bevormundet. Wenn dir das bekannt vorkommt, kannst wahrscheinlich auch du ein Lied davon singen.
Wer sind diejenigen, die werdende und junge Eltern ungefragt "beraten"?
Dir kommt es so vor, als wolle dir jeder in deine Schwangerschaft und Kindererziehung reinreden und du fragst dich, woran das wohl liegen mag? Der Grund ist, dass uns das Thema alle angeht – schließlich haben wir alle Eltern, viele sind selbst Eltern oder auch beides. Gut gemeinte Ratschläge kommen deshalb aus allen Ecken – von lieben Freunden und Familienangehörigen, anderen Eltern, kinderlosen Bekannten und sogar von Fremden auf der Straße oder im Internet. Sie alle haben eine Meinung dazu, wie die nächste Generation groß werden sollte!
Die Auswirkungen ungebetener Ratschläge
Obwohl die meisten Ratschläge an werdende und frischgebackene Eltern gut gemeint sind, bewirken sie manchmal genau das Gegenteil. In Saudi-Arabien, wo Großfamilien oftmals auf engstem Raum zusammenleben und gesellschaftliche Normen einen hohen Stellenwert einnehmen, haben beispielsweise 84 % der Eltern das Gefühl, dass ihnen alle in die Kindererziehung reinreden wollen. 64 % empfinden die Erwartungen an sie als belastend. Zum Vergleich: In Schweden haben nur 17 % der Eltern das Gefühl, dass sich andere zu sehr einmischen, und nur 9 % empfinden dies als Belastung.
Unser Rat?!
Eltern zu sein, bedeutet einerseits, seinen eigenen Weg zu finden und andererseits, Hilfe anzunehmen. Wir alle lernen durch Erfahrungen dazu und gewinnen als Eltern nach und nach an Sicherheit. Mit der Zeit wird es uns daher leichter fallen, uns von den Meinungen anderer weniger beeinflussen zu lassen. Und obwohl uns nichts ferner liegt, als dir kluge Ratschläge zu erteilen, solltest du Eines im Hinterkopf behalten: Jedes Baby und jede Familie ist anders – was für andere funktioniert, muss für euch noch lange nicht gelten. Ja, vielleicht braucht es ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen – unterstützt zu werden, ist dabei aber hilfreicher als Besserwisserei.
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Quellen
Der Parenting Index, Erste Ausgabe 2021, theparentingindex.com
Letzte Überarbeitung: Juni 2022