Baby schreit abends - Was es mit der Hexenstunde auf sich hat
Inhalt:
- Warum schreit mein Baby abends?
- So kannst du dein überreiztes Baby beruhigen
- Mein Baby schreit abends beim Stillen – Was kann ich tun?
- Abendliche Unruhe vs. Schreibaby: Wo liegt der Unterschied?
- Wann hört die abendliche Unruhe beim Baby auf?
- Wann ärztlicher Rat notwendig wird
- Fazit: Abendliche Unruhe ist ein vorübergehendes Kapitel
- Häufige Fragen zur abendlichen Unruhe beim Baby
Warum schreit mein Baby abends?
Wenn dein Baby jeden Abend schreit, ist es selten ein einzelner Auslöser, sondern meist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die zur abendlichen Unruhe beim Baby führen können.
Die „Hexenstunde“ beschreibt genau diese abendliche Phase von erhöhter Unruhe, in der dein Neugeborenes besonders viel und hysterisch schreit und sich kaum beruhigen lässt. Typischerweise beginnt die Schreistunde zwischen 17 und 22 Uhr und kann ein bis drei Stunden andauern. Die 4 häufigsten Gründe für die Schreistunde beim Baby sind dabei:
- Überreizung durch die vielen, neuen Eindrücke des Tages
- Auch wenn es seltsam klingt: Dein Baby ist zu müde, um zu schlafen
- Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Verstopfung
- Die Phase des Clusterfeedings
In den einzelnen Abschnitten gehen wir Punkt für Punkt alles durch.
Überreizung: Ein Tag voller Eindrücke für sich das noch entwickelnde Gehirn
Das zentrale Nervensystem eines Babys entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten rasant. Das Aufnehmen und Verarbeiten all der neuen Sinneseindrücke ist, wenn auch sehr aufregend, auch durchaus anstrengend für dein Kind. Die Eingewöhnung an das Leben außerhalb des Mutterleibst kann daher mit erhöhter Unruhe und Anhänglichkeit einhergehen und nicht zuletzt damit, dass dein Baby abends viel schreit und unter Umständen sogar hysterisch.
Eine Übersicht über alle Entwicklungsphasen deines Babys, findest du im Entwicklungskalender.
Zu müde zum Schlafen: Der Kampf gegen den Schlaf
Es klingt paradox, aber oft schreit ein Baby abends, weil er oder sie zu müde zum Schlafen ist – auch als erwachsener Mensch kennt man dieses Phänomen. Der Körper schüttet bei Übermüdung Stresshormone wie Cortisol aus, die das Einschlafen zusätzlich erschweren. Und weil ein Baby sich nicht selbst entspannen kann, reagiert es mit dem, was es am besten kann: schreien. Dies führt zu einem Teufelskreis, bei dem das eigentlich erschöpfte Baby hysterisch schreit, weil es schlafen will, aber nicht kann und dann nur noch mehr schreit.
Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden
Auch wenn nicht jedes abendliche Schreien auf Bauchweh zurückzuführen ist, spielt die noch unreife Verdauung eine Rolle. Luft im Bauch kann zu schmerzhaften Blähungen führen, die sich oft am Abend bemerkbar machen, wenn der Körper zur Ruhe kommt. Die typischen Anzeichen sind ein harter Bauch, angezogene Beinchen und ein roter Kopf. In unserem Ratgeber Blähungen beim Baby gibt hilfreiche Tipps um Umgang mit solchen Beschwerden:
Die Phase des Clusterfeedings
Gerade in den Abendstunden haben viele Babys ein erhöhtes Saug- und Nahrungsbedürfnis, bekannt als Clusterfeeding. Sie möchten in kurzen Abständen immer wieder an die Brust oder die Flasche. Dieses Verhalten ist normal und dient dazu, die Milchproduktion für die Nacht anzukurbeln und sich eine Reserve für die längere Schlafphase anzulegen.
Wenn dein Baby abends beim Stillen schreit, könnte es also frustriert sein, weil die Muttermilch unter Umständen nicht schnell genug fließt. Manchmal möchte es aber auch einfach nur nuckeln und deine Nähe spüren.
Tipps, um die Milchproduktion anzuregen, findest du in unserem Ratgeber:
So kannst du dein überreiztes Baby beruhigen
Wenn ein Baby abends stundenlang schreit, fühlen sich viele Eltern erstmal hilflos. Doch es gibt bewehrte Methoden, die deinem Kind helfen, sich zu entspannen. Wichtig ist: Nicht jeder Tipp funktioniert bei jedem Baby. Probiere aus, was für euch als Familie am besten passt. In diesem Abschnitt gehen wir auf 5 bewährte Methoden ein:
- Eine entspannte und reizfreie Umgebung
- Frühzeitig kuscheln senkt Schreiattacken nachweislich
- Viel Haut-zu-Haut-Kontakt
- Monotone Hintergrundgeräusche
- Temperaturwechsel beim Spaziergang
In den nachfolgenden Abschnitten gehen wir auf jeden Punkt einzeln ein.
Ein ruhige und reizarme Umgebung schaffen
Reduziere am späten Nachmittag die Reize. Dämme das Licht, schalte Fernseher und laute Musik aus und sorge für eine ruhige Atmosphäre. Ein vorhersehbares Abendritual, wie ein warmes Bad, eine sanfte Massage oder leises Vorsingen, signalisiert dem Körper deines Babys, dass es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen. Dies hilft, einer Überreizung vorzubeugen und bereitet den Übergang in die Nacht vor. Reagiere auch frühzeitig auf Müdigkeitszeichen wie z.B. Gähnen, Augen reiben oder generelle Unruhe.
Frühzeitig kuscheln, noch bevor die Hexenstunde beginnt
Intensiver Körperkontakt ist eine der wirksamsten Beruhigungsmethoden. Trage dein Baby in einem Tragetuch oder einer ergonomischen Babytrage nah am Körper. Die Nähe, dein Herzschlag, deine Wärme und die sanften Bewegungen beim Gehen wirken regulierend auf das überaktivierte Nervensystem. Studien belegen, dass getragene Babys im Durchschnitt 43% weniger schreien als nicht getragene Babys.1 Das Tragen kann auch präventiv wirken: Viele Eltern berichten, dass die Hexenstunde milder ausfällt, wenn sie ihr Baby bereits nachmittags vermehrt tragen und nicht erst, wenn das abendliche Schreien losgeht.
Viel Haut-zu-Haut-Kontakt senkt Stresslevel bei Baby und Eltern
Haut-zu-Haut-Kontakt ist weit mehr als „nur“ Kuscheln – es ist ein kraftvoller neurobiologischer Regulator.2 Wenn dein Baby nackt auf deiner nackten Brust liegt, stabilisieren sich Herzfrequenz, Atmung, Körpertemperatur und Blutzucker deines Babys messbar. Gleichzeitig werden wichtige Hormone freigesetzt: Oxytocin reduziert Angst und fördert Bindung, Prolaktin unterstützt die Gehirnentwicklung und Myelinbildung, Cholecystokinin beruhigt und reguliert die Verdauung. Das Stresshormon Cortisol sinkt deutlich. Kurz um: Häufiger Haut-zu-Haut-Kontakt hilft nachweislich ein überreiztes Baby zu beruhigen.
Studien zeigen auch, dass Babys mit viel Haut-zu-Haut-Kontakt insgesamt weniger weinen, besser schlafen und sich schneller selbst regulieren können. Dieser intensive Körperkontakt funktioniert übrigens auch mit dem Vater und ist somit auch ein wunderbares Mittel, um die Vater-Kind-Bindung zu stärken.
Weißes Rauschen und monotone Hintergrundgeräusche
Weißes Rauschen, das leise Geräusch eines Föhns, laufendes Wasser oder spezielle Baby-Einschlaf-Apps können Wunder wirken. Im Mutterleib kann es recht laut werden: Das Rauschen des mütterlichen Blutflusses war ständiger Begleiter und dann auch noch die Umgebungsgeräusche wie z.B. Gespräche, der Fernseher oder Verkehrslärm. Monotone Geräusche können diese vertraute Geräuschkulisse nachahmen und helfen deinem Baby, äußere Reize auszublenden. Achte darauf, dass die Lautstärke moderat ist und die Geräuschquelle nicht direkt am Babyohr liegt.
Temperaturwechsel und frische Luft
Manchmal reicht schon ein Tapetenwechsel: Öffne ein Fenster, gehe mit deinem Baby auf den Balkon oder mache einen kurzen Abendspaziergang. Die frische Luft kann wie ein Reset-Knopf wirken. Viele Eltern berichten, dass ihr Baby abends draußen deutlich entspannter ist. Die Kombination aus Ortswechsel, sanfter Abkühlung und den beruhigenden Bewegungen beim Schieben des Kinderwagens oder Tragen, hilft vielen Babys aus der abendlichen Schreispirale herauszufinden.
Extra Tipp einer Erzieherin: Schone deine Ohren mit Noise-Cancelling-Kopfhörer
Noise-Cancelling-Kopfhörer können eine sinnvolle Hilfe sein, wenn du an deine Belastungsgrenze kommst. Sie dämpfen die schrille Lautstärke des Schreis, ohne es vollständig auszublenden – du nimmst dein Baby also weiterhin komplett wahr, aber bei einer erträglichen Lautstärke. Die reduzierte Lautstärke schützt dein Nervensystem vor Überlastung und hilft dir, ruhiger und geduldiger zu bleiben, während du dein Baby durch die schwierige Phase begleitest.
Mein Baby schreit abends beim Stillen – Was kann ich tun?
Viele stillende Mütter erleben, dass ihr Baby abends besonders unruhig an der Brust ist: Das Baby dockt an, lässt los, weint, will wieder an die Brust, schreit frustriert. Dieses Verhalten wird als Clusterfeeding bezeichnet und ist völlig normal. Abends ist der Milchfluss oft langsamer, die Milch dafür fettreicher. Dein Baby muss mehr Saugarbeit leisten, was bei Müdigkeit frustrierend sein kann. Hier kann es helfen, wenn du tagsüber Muttermilch abpumpst oder Milch ausstreichst und deinem Baby abends fütterst. Alles Wichtige zur Aufbewahrung von Muttermilch findest du in unserem Ratgeber:
Abendliche Unruhe vs. Schreibaby: Wo liegt der Unterschied?
Nicht jedes Baby, das abends schreit, ist ein Schreibaby. Die sogenannte „Dreierregel“ hilft bei der Unterscheidung: Ein Schreibaby schreit
- mehr als drei Stunden pro Tag
- an mehr als drei Tagen pro Woche
- und über mehr als drei Wochen hinweg
und das ohne erkennbare Ursache. Bei der Hexenstunde schreit dein Baby typischerweise ein bis drei Stunden und meist nur abends.
Wenn dein Baby abends stundenlang schreit und auch tagsüber kaum zur Ruhe kommt, untröstlich wirkt, sich überstreckt, sehr angespannt ist oder du selbst am Limit bist, zögere nicht, eine Schreiambulanz aufzusuchen. Dort bekommst du professionelle Hilfe, und es können organische Ursachen ausgeschlossen werden. Unterstützung im Umgang mit einem Schreibaby, findest du in unserem Ratgeber:
Wann hört die abendliche Unruhe bei Babys auf?
Bei den meisten Babys lässt die abendliche Schreiphase nach dem dritten Lebensmonat deutlich nach. Oft verschwindet das Phänomen sogar von einem Tag auf den anderen. Der Grund: Das Nervensystem reift, Selbstregulation entwickelt sich und die Verdauung stabilisiert sich. Halte also durch, die Phase der abendlichen Überreizung ist zeitlich begrenzt!
Wann ärtzlicher Rat notwendig wird
Obwohl das abendliche Schreien meist harmlos ist, gibt es Situationen, in denen du einen Kinderarzt/eine Kinderärztin aufsuchen solltest. Kontaktiere eure Kinderarztpraxis, wenn das hysterische Schreien begleitet wird von
- Fieber
- Trinkverweigerung
- sich die Stuhlgangfarbe ungesund verändert, z.B. grau, schwarz oder rot
- Durchfall länger als drei Tage anhält
- Dein Baby apathisch wirkt oder du das Gefühl hast, dass er/sie Schmerzen hat
Vertraue hier auch immer auf dein Bauchgefühl. Wenn du das Gefühl hast, dass die abendliche Unruhe deines Babys andere Ursachen hat als Überreizung oder bspw. Blähungen, dann such lieber einmal mehr euren Kinderarzt/eure Kinderärztin auf. Sicher ist sicher.
Fazit: Abendliche Unruhe ist ein vorübergehendes Kapitel
Wenn dein Baby abends schreit, ist das eine enorme Belastung. Erinnere dich daran, dass du nicht versagst. Dieses Verhalten ist ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung. Du gibst deinem Baby genau das, was es braucht: Liebe, Geduld und Geborgenheit. Probiere verschiedene Beruhigungsstrategien aus, achte gut auf dich selbst und zögere nicht, dir Unterstützung zu holen. Jeder Abend bringt euch einen Schritt näher an ruhigere Zeiten.
Willkommen im BEBA Family Club!
Häufige Fragen zur abendlichen Unruhe beim Baby
Warum fängt mein Baby abends an zu Schreien?
Abends kumulieren mehrere Faktoren: Dein Baby hat den ganzen Tag Sinneseindrücke gesammelt, die sein/ihr unreifes Nervensystem nun verarbeiten muss. Gleichzeitig ist es müde, kann aber noch nicht selbstständig abschalten. Der noch nicht ausgereifte Tag-Nacht-Rhythmus erschwert den Übergang zum Schlaf zusätzlich. Diese Kombination aus Reizüberflutung, Erschöpfung und fehlenden Selbstregulationsmechanismen führt zum typischen Abendschreien.
Was ist die Hexenstunde bei Babys?
Die Hexenstunde beschreibt eine Phase intensiver abendlicher Unruhe, typischerweise zwischen 17 und 22 Uhr. Dein Baby schreit scheinbar grundlos, lässt sich schwer beruhigen, will ständig an die Brust oder getragen werden, bleibt aber trotzdem unzufrieden. Diese Phase tritt besonders in den ersten drei Lebensmonaten auf und ist völlig normal.
Überreizung beim Baby - Wann ist diese Phase vorbei?
Die ausgeprägte Überreizungsphase mit abendlichem Dauerschreien bessert sich bei den meisten Babys nach dem dritten Lebensmonat deutlich. Mit etwa 12 bis 16 Wochen hat sich das Nervensystem weiterentwickelt, erste Selbstregulationsmechanismen greifen und der Tag-Nacht-Rhythmus stabilisiert sich. Viele Eltern erleben die Verbesserung sehr plötzlich - oft von einem Tag auf den anderen.
Was tun gegen abendliche Schreistunde?
Bewährt haben sich: Tragen im Tragetuch oder Babytrage, rhythmisches Schaukeln, Haut-zu-Haut-Kontakt, weißes Rauschen, gedimmtes Licht und Reizreduktion. Oft hilft eine Kombination mehrerer Methoden. Akzeptiere, dass du die Hexenstunde nicht komplett verhindern kannst - Geduld, Ruhe bewahren und für dein Baby da sein ist das Wichtigste. Wechselt euch als Eltern ab.